Die Arschlochprinzipien oder: Was Fakenews mit Bloggen zu tun haben

01.05.2024 | Allgemein | 0 Kommentare

Das Netz quillt über. Desinformation, Propaganda und Fake News sind omnipräsent.

1. Wie wirkt sich das aus?

2. Was können wir tun?

Die Antwort liefern die goldenen Blogger. Doch first things first.

1. Wie wirkt sich das aus? Die Arschlochprinzipien

Lohnt sich eigentlich das Streuen von Falschinformationen?  Die Antwort darauf ist aus psychologischer Sicht leider gleich ein vierfaches und klares „Ja“. Wir sind Trottel, Maulhelden, Idioten und Bigottisten.

Wir sind Trottel

Wenn uns beispielsweise die Russen mit Quatsch fluten, dann bauen sie zwar teilweise darauf, dass manche Leute den Quark glauben oder aus politischen Gründen verbreiten. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn selbst wenn wir eine Falschinformation in den sozialen Medien klar als solche erkennen, hat sie trotzdem einen messbaren Effekt. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Wir sind totale Trottel. Wir WISSEN, dass es Quatsch ist, lassen uns unbewusst aber trotzdem davon manipulieren. Dieser Effekt tritt selbst dann noch auf, wenn äußere Warnhinweise, z.b. Alarmtöne, erscheinen (1). Diesen Befund finde ich ehrlich gesagt etwas niederschmetternd. Du weißt, dass Du Quatsch vor Dir hast, Du möchtest Dich davon distanzieren und er erreicht Dich trotzdem. Gnah.

Wir sind Maulhelden

Hinzu kommt zweitens, dass wir Menschen ziemliche Maulhelden sind. Wir befürworten aus Prinzip – also in der Theorie und auf dem Trockenen – strengere Maßnahmen als wir sie in der Wirklichkeit umsetzen würden. Wissenschaftlich ausgedrückt haben wir asymmetrische Überzeugungen darüber, welche Fehler verhindert und welche behoben werden sollten (2). Das ist ziemlich ungünstig, ein bisschen feige und vor allem spielt es Extremismus unangenehm in die Karten.

Wir sind Idioten

Drittens sind wir Idioten. Wenn andere Menschen Fehler begehen, machen wir sie gerne persönlich verantwortlich. Wenn wir selbst Fehler begehen, dann schieben wir es auf die Umstände. Wir unterschätzen systematisch die Situation und überschätzen den menschlichen Einfluss. Ein sehr weises Lebensmotto wäre eigentlich: „Wenn Du jemanden für einen Idioten hältst, biste wahrscheinlich selbst einer.“ Doch daran halten wir uns gemeinhin leider nicht. Der Effekt ist bekannt, verbreitet, uralt und nennt sich – auch in Anbetracht seiner Bedeutung – „fundamentaler Attributionsfehler“. Eine schöne Anwendung aus jüngerer Zeit kommt aus dem Automobilbereich (3). Denkt vielleicht daran, wenn auf der Autobahn angeblich wieder nur Idioten unterwegs sind: wer ist wirklich der Idiot?

Wir sind bigott

Und als ob das viertens alles noch nicht genug wäre, machen wir uns die Welt, widde widde wie sie uns gefällt. Wir sind total bigott. Wie? Wir setzen unsere moralischen Grundsätze höchst selektiv um. Wenn es in unser Weltbild passt, entschuldigen wir Fehlverhalten ganz großzügig. Wenn es nicht passt, gibt’s die große Keule. Der psychologische Mechanismus dahinter ist das Ausdenken alternativer Realitäten. Wir sind unbewusst unsere eigene Schleuder für Fakenews (4).

Puh. Das sind gleich vier sehr unangenehme Arschlochprinzipien. Da tut der Blick in den Spiegel ein bisschen weh.

2. Was können wir tun?

Das soll jetzt hier gar kein großer Roman werden und ich beschränke mich mal auf eine sehr, sehr coole Sache. Hinter mir liegen nämlich zwei wirklich schöne Tage. Der Goldene Blogger 2024 wurde auf einer Gala verliehen, ich war nominiert und durfte bei den vielen Promis, Influencer:innen und Netzstars ein bisschen Mäuschen spielen. Das war mega.

Was das mit Falschinformationen zu tun hat? Bei all den Kategorien, Formate und Inhalten gab es eine wichtige Klammer: es wurde die Realität abgebildet, Wahrheit geteilt und die Wirklichkeit zelebriert. Auf coole Weise, in diversen Formen und auf vielen Ebenen. Hier mal einige Beispiele, die sich sehr inspirierend fand.

Fact Checking

CORRECTIV (5) bekam nicht nur den Sonderpreis für die Rechtsradikalen-Recherche, sondern auch minutenlange und höchst verdiente Standing Ovations. Ebenfalls im weitesten Sinne mit Fact Checking befassen sich Etrit Asllani (6), der – wie geil passend für diesen Beitrag hier – über  Fakenews aufklärt, Nils Minkmar (7), der sonntäglich das Geschehen im Lande erklärt und Andreas O. Loff, der mit  „Richard, wo erreiche ich Dich?“ die Herren Lanz & Precht komödiantisch-korrigierend zusammenfasst (8).

Das echte Leben

Bei der finanziellen Bildung ging es um nen realistischen Umgang mit Geld, dabei waren Saidi Sulilatu von Finanztip, Finanzrocker Daniel Korth und FrauFinanzen mit Freya Früh, die sich mit der Altersvorsorge insbesondere von Frauen befasst. Über den Umgang mit dem Tod informieren Diana Kampschulte mit Lebens.Licht (9) aus der Perspektive einer Bestatterin sowie Michaela Bayer aus der Palliativpflege (10). Beide feiere ich total – ebenso wie Jen Dylan und ihre Aufklärung über Rechtsradikalismus (11).

Bio & Klima

Judith Rakers gewann den Preis für Homefarming (12). Meine Frau ist totales Fangirl, ich verstehe nun warum und finde es so dermaßen saucool, den eigenen Passionen nachzugehen und die Moderation der Tagesschau dafür dranzugeben. Achtung: solche Moves sind beim Start in Ausbildung und Beruf nur bedingt ratsam (13). Aber bei einer so arrivierten Persönlichkeit gibt’s die Gefahr nur noch sehr bedingt. Ich fand Judith jedenfalls sehr beeindruckend. Der Wahnsinn war auch Annemarie Paulsen vom Biohof Paulsen (14), ein menschgewordenes, super sympathisches Spektakel. Habe ja familiäre Bindungen in die Bauernschaft und dort ist Annemarie ein Star. Bei mir jetzt auch. Wie man darüber hinaus gut mit Mutter Erde umgehen kann, erklären uns Daniel in seinem Klimablog (15), Samira El Hattab und Jule Zentek anhand von Climate Gossip (16) und Charlotte Schüler durch klimafreundliche Lifehacks (17).

Sport & Freizeit

Fußballvibes konnte ich einerseits teilen mit Katharina Reckers, die ne coole Serie über das ambivalente Phänomen Red Bull/Rasenballsport für die ARD produziert hat (18). Andererseits klärt Rena Schwabl als Lieblingsspielerfrau total witzig auf über das Leben als Spielerfrau. Mann Markus Schwabl war auch dabei, aber offenkundig muss man kein Profi sein, um die Inhalte nachzufühlen. Meine Frau hat sich jedenfalls problemlos wiedergefunden. Uwe Spitzmüller experimentiert auf krassem Niveau als High Foodality in der Küche (20, kennt Ihr Euch schon, Benedikt G. Jaschke? Tipp!). Maria Goppler und Phil Laude checken als Almans um die Welt mal unsere bunte Kugel aus (21, warn bisschen peinlich – meine Tochter hat mich zu einem Selfie mit Phil genötigt und er hat das tapfer ertragen).

Ein Fanal gegen Desinformation, Propaganda und Lüge

So wahnsinnig viele tolle Impulse, so viel positive Energie, so viel Leidenschaft. Es war wirklich eine Freude. Natürlich gabs auch noch geiles Crazyzeug, etwa die großartig durchgeknallte Welt der Springbrötchen von Dr. Zany (23) oder Dr. Bastian Vergnon mit seiner alternativen Geschichte (war übrigens auch jeweils ein toller persönlicher Austausch, viele Grüße und noch mal herzlichsten Glückwunsch zum Sieg!).

Aber die große Klammer ist auffällig oder? Desinformation ist omnipräsent, Desinformation wirkt und deshalb wird uns Desinformation weiterhin begleiten. Doch es gibt Gegengewicht da draußen. Viele.

Danke Thomas Knüwer und Franziska Bluhm für die Einladung, das Spektakel und die mega Orga. Was mich komplett sprachlos zurücklässt: Eure Lässigkeit und Tiefenentspannung angesichts der Verantwortung für ein so fettes Event. Ihr rockt.

Kleiner Fanboymoment meinerseits war das Selfie mit der ebenfalls nominierten und wirklich mega lässigen Doro Päsch. Es war ein Fest und ich bin noch ganz beseelt von dieser Vielfalt an Mut, Leidenschaft und Energie. Toll. Das musste raus.

Lasst uns alle ein bisschen dazu beitragen, aus dieser Welt ne bessere zu machen, dann wird das auch. Arschlochprinzipien hin oder her. Das ist meine Lehre vom Goldenen Blogger 2024.

Let´s go!

Quellen

(1) Ramsey, A. T., Liu, Y., & Trueblood, J. S. (2024). Can Invalid Information Be Ignored When It Is Detected? Psychological Science, 35(4), 328-344.

(2) Rude, E. D., & Shaddy, F. (2024). People Endorse Harsher Policies in Principle Than in Practice: Asymmetric Beliefs About Which Errors to Prevent Versus Fix. Psychological Science, OnlineFirst.

(3) Flick, C., and Schweitzer, K. A., 2021. Influence of the Fundamental Attribution Error on Perceptions of Blame and Negligence. Experimental Psychology, 68(4), 175–188.

(4) Effron, D. A., Epstude, K., & Roese, N. J. (2024). Motivated Counterfactual Thinking and Moral Inconsistency: How We Use Our Imaginations to Selectively Condemn and Condone. Current Directions in Psychological Science, OnlineFirst.

(5) https://correctiv.org/

(6) https://www.instagram.com/keinfakenews/?hl=de

(7) https://steadyhq.com/de/nminkmar/posts

(8) https://shows.acast.com/64e608938fade000120ad85c

(9) https://www.instagram.com/lebens.licht/

(10) https://www.instagram.com/elsa.palliative.care/?hl=de

(11) https://shows.acast.com/64e608938fade000120ad85c

(12) https://homefarming.de/

(13) Cech, E. (2021). The trouble with passion: How searching for fulfillment at work fosters inequality. Univ of California Press.

(14) https://www.instagram.com/biohof_paulsen/?hl=de

(15) https://derklimablog.de/ueber/

(16) https://climate-gossip.podigee.io/

(17) https://www.tiktok.com/@charlotteschueler/

(18) https://www.ardaudiothek.de/sendung/rasenball-red-bull-und-der-moderne-fussball/13007345/

(19) https://www.tiktok.com/@lieblingsspielerfrau

(20) https://www.highfoodality.de/

(21) https://www.instagram.com/almansumdiewelt/?hl=de

(22) https://www.instagram.com/dr._zany/?hl=de

(23) https://ankerpunkte-blog.de/

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