Binge watching? Much? Wie Ihr über die Feiertage vom TV wegkommt trotz Netflisney+

21.12.2021 | Allgemein | 0 Kommentare

Kennt Ihr das auch? Der Rücken schmerzt schon tierisch, aber Ihr kommt einfach nicht vom Sofa runter. Am nächsten Tag wirds Euch dreckig gehen, weil es schon viel zu spät ist. Aber nun isses auch egal: eine Folge geht noch…

Falls Ihr also einerseits total auf binge watching von Serien auf Netflix & co. abfahrt, Euch das andererseits aber persönlich nervt und ihr was ändern wollt, gibts gute und schlechte Nachrichten. So einfach kommt Ihr nicht weg von der Seriennadel. Immerhin ein Tip sollte jedoch mehrheitlich funktionieren.

Wer hat einen Hang zu binge watching?

Binge watching betreiben vor allem Personen mit geringer Impulskontrolle und Schwierigkeiten beim Umgang mit Emotionen. Vulgo: Wer sich leicht ablenken lässt, bleibt eher vor dem TV kleben. Das ist jetzt vermutlich nicht so die bahnbrechendste aller Erkenntnisse, aber kann zumindest anhand von aktuellen Daten aus Polen hart nachgezeichnet werden [1].

Ist binge watching steuerbar?

Wer bislang den Eindruck hatte, dass alle Anderen total easy runterkommen von binge watching und man nur selbst so dämlich ist, mal wieder bis nachts um 3 Uhr vor der Glotze zu hängen: you are not alone. Binge watching ist zwar durchaus steuerbar, aber deutlich schlechter als die Wissenschaft früher dachte. Gemeinsam mit den Kollegen Wilms und Kastenmüller haben wir kürzlich entdeckt, dass in den bislang in der Forschung genutzten Formeln zur Berechnung der Motivation beim Umgang mit Emotionen ein dicker Fehler war [2]. Dieser Fehler führt dazu, dass man die Möglichkeiten einer einfachen Einflussnahme deutlich überschätzt. Mist. Aber es ist nicht alles verloren.

Was kann man machen?

Natürlich führen viele Wege nach Rom. Einer dieser Wege funktioniert jedoch bei recht vielen Menschen und folgt 5 einfachen Schritten.

a. Identifiziert den Auslöser: Wenn Ihr binge watching wider Willen betreibt, fragt Euch sehr bewusst: warum genau mache ich das gerade? Welchem Ziel dient das? Unterhaltung? Stressabbau? Ablenkung? Sonstewas?

b. Horcht in Euren Körper: Wie geht’s mir in dem Moment physisch? Bin ich kaputt? Müde? Hab isch Rücken?

c. Horcht in Euren Geist: Welche Geschichte erzähnlt Ihr Euch selbst, um weitere Folgen zu schauen? Nicht schlafen können? Gerade so unfassbar spannend? Gedankenrasen zu heftig? Indem Ihr Euch Eure Geschichte explizit macht, könnt Ihr mentale Illusionen leichter zu fassen bekommen.

d. Sprecht Euch selbst Mut zu: Es liegt nahe, sich selbst niederzumachen, wenn man einer Schwäche erliegt. „Schon wieder versagt, weil binge watching/rauchen/saufen/nix geregelt kriegen.“ Das ist nicht sinnvoll und führt nur in eine Negativspirale. ´Konzentriert Euch stattdessen auf positive Elemente: „Ich mache mir selbst gerade etwas Wichtiges bewusst.“ „Ich konzentriere mich auf eine schwierige Verhaltenssteuerung.“ „Ich haue mich rein und ändere Dinge. Tschaka!“

e. Ihr habt die Wahl: Nun steht Ihr aktiv vor der Wahl. Nutzt sie weise und feiert Euch selbst für Erfolge. Macht ne Siegesfaust, wenn Ihr Euren Popo hochkriegt und nicht diesen verführerischen „Weiter“-Knopf drückt. Das ist in der Tat schwierig. Belohnt Euch dafür mit nem fetten Grinsen und meinetwegen nem Stinkefinger zum TV.

In diesem Sinne: frohe Weihnachten und coole Serien 🙂

Literatur

[1] Starosta, J., Izydorczyk, B., Sitnik-Warchulska, K., & Lizińczyk, S. (2021). Impulsivity and Difficulties in Emotional Regulation as Predictors of Binge-Watching Behaviours. Frontiers in Psychiatry, 12.

[2] Wilms, R., Lanwehr, R., & Kastenmüller, A. (2021). Always look on the bright side of life? Exploring the between-variance and within-variance of emotion regulation goals. Motivation and Emotion, 45(2), 235-247.

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